Zeit für Kultur
  Kultur in verlassenen Räumen
 

J   E    D   E    R    M    A   N    N

Das  Spiel vom Sterben des reichen Mannes


Hugo von Hofmannsthal



In Planung 2026/2027

KÖLNER DOM

 

 


Im Mittelalter hatte das „geistliche Spiel“ in vielen Kirchen einen festen Platz. Das Volk und die Theaterwelt waren fest verbunden. Zu dieser Zeit und in dieser Tradition entstanden auch die Aufzeichnungen eines allen Zeiten gehörenden, allgemein gültigen Märchens, dem Spiel vom Sterben des reichen Mannes.

 Jedermann, der Haus und Hof sein Eigen nennt und bei dem selbst große Truhen nicht ausreichen, seine Schätze zu bergen; der für die Gründung einer Familie keine Zeit hatte, der Schulden ohne Erbarmen eintreibt und Bettlern gegenüber knauserig ist. Für Jedermann ist das alles in rechter Ordnung.

 

                                                       REZEPTIONSGESCHICHTE

Aufführungen des Dramas sind dokumentiert aus England ( Everyman aus dem Jahre 1495) sowie in der Komödie „ Comedi vom sterbend reichen Menschen“ von Hans Sachs aus dem Jahre 1549. Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929) hat die Thematik erneut bearbeitet. Die Uraufführung im Jahr 1911, unter der Regie von Max Reinhard in Berlin, wurde ein sensationeller Erfolg.

Garanten waren der ursprüngliche, farbige jedoch eher kantige Text, die holzschnittartige Zeichnung der Figuren, die einfallsreiche Kulisse und die hochkarätigen Schauspieler. Die Aufführungsbedingungen waren ungewöhnlich üppig. Umfassende komplizierte Bühnenaufbauten über hundert Mitwirkende, Choristen Tänzer und Musiker und nicht zuletzt das große Glockengeläut, begleitet von brausenden Orgelklängen. So wurde auch die erste Aufführung 1920 auf dem Salzburger Domplatz zu einem Triumph, der bis heute die alljährlichen Festspiele ungebrochen krönt.
An diese weltweit beachtete Tradition knüpft das Kölner JEDERMANN-Projekt an und öffnet die Tore des Domes. So kann der neu überarbeitete Text mit seiner ebenso alten wie dringenden Botschaft zu einer einzigartigen Symbiose mit dem Weltkulturerbe, dem „Hohen Dom zu Köln“ werden.

 

 


 

DER LANGE KÖLNER VORLAUF
Die ursprüngliche Idee war es, den JEDERMANN zur Eröffnung des Dom Hotels (unter Einbeziehung des Roncalli-Platzes) 2018 herauszubringen. Durch zahlreiche Verschiebungen des Eröffnungsdatums vom Dom Hotel schlugen die Entscheidungsträger vor, im Folgejahr 2019 den JEDERMANN in Köln herauszubringen und sozusagen als Präludium vorgezogen mit der Produktion schon 2017 im Schlosshotel Bensberg zu beginnen.

Das Konzept wurde damals so angelegt, dass die Übernahme des JEDERMANN 2019 auf den Roncalliplatz zur Eröffnung des Domhotels ohne ein gänzlich neues Konzept möglich sein würde.
Das Dom Hotel ist bis heute, Januar 24 immer noch nicht fertig.
Der an der Dom-Südseite gelegene Roncalli-Platz mit dem Dom-Hotel und dem Römisch-Germanischen Museum boten ideale Gestaltungsmöglichkeiten. Die umliegenden Kirchtürme eignen sich hervorragend zur Wiedergabe der „Jedermann-Rufe“ ein besonderes „Markenzeichen“ der Kölner Fassung.

Der Dom war als fromme“ Seite gedacht, das Dom Hotel als die „sündige“ Seite. Da die zweijährige Wiederholung des“ Jedermann“ in Köln angestrebt wurde, gibt erfolgt jeweils im neuen Aufführungsjahr eine Aktualisierung.
Die Inszenierung war revueartig konzipiert. Die Jedermann-Rufe sollten stadtumspannend hörbar gemacht werden. Vom Dom aus weiter über die Stadt, eine Art akustischer Verbund der romanischen Kirchen.

In der Planung war ein Orchester mit 16 Musikern sowie die Mitwirkung des Kölner Männerchores. Die Einbeziehung des Chores sollte die stilistische Anlehnung der Musik an die mittelalterliche Musik (Gregorianik) ermöglichen. Der Umgang mit mittelalterlichen Klängen bedient einerseits die historische Verortung des Stückes, bietet aber zugleich die Möglichkeit der Weiterführung und Verfremdung der Klänge durch das Orchester

Die Musik sollte atmosphärisch, vor allen Dingen aber auch witzig sein: das heißt, der Umgang mit der musikalischen Ikonografie des Mittelalters, des Sakralen, des Todes etc. wird immer augenzwinkernd sein.



                      PLANUNG  2026/27  

             J E D E R M A N N    K Ö L N E R   D O M 

   

Gute acht Jahre sind seit der ersten Planung ergangen, doch die Machbarkeit des Jedermann in Köln auf dem Roncalli musste letztendlich fallen gelassen werden, denn die  zahlreichen Bauvorhaben um den Roncalliplatz  hätten die Aufführungen für weitere Jahre blockiert.
Ich habe mich daraufhin  entschlossen das Projekt JEDERMANN im Dom zu realisieren.
Die Resonanz meiner ersten Kontaktsuche war überschwänglich bis zurückhaltend. Legt man die recht freizügige Umsetzung der  Neuinszenierungen zugrunde, wird klar, dass dieser Stoff vom einst angedachten profanen Roncalliplatz wieder zurück in die Kirchenmauern gehört.
Die schlichte, aber zentrale und intensive Botschaft des  Jedermann ist dringlicher denn je geworden.



BÜHNEN UND ZUSCHAUER


Die Mitwirkenden agieren in verschiedenen Gruppen auf großen runden  Podesten, die sich über die  gesamte  Bodenfläche des  Domes verteilen. Dabei gibt es, je nach Thematik, Wechselmöglichkeiten zwischen den einzelnen Spielflächen. Nur der Tod hat eine unveränderbare zentrale Position.
Absoluter Mittelpunkt des Spieles ist das stetig heranwachsende überdimensionale  holografische Kreuz. Es wird das Gesamtbild zunehmend dominieren. Vor der letzten (13.Szene) wird sich in  einer infernalischen Sprach- und Geräuschkulisse dieses Kreuz in den „ lachenden Tod“ (Bildband Kaplan Falken) verwandeln.
In diesem Zentrum agieren nur Jedermann als Spielmacher  und sein Gesell.
Das auf dem Boden sitzende  Publikum, der Dom wird ohne Bänke sein,  befindet sich so in der Mitte des Geschehens, wird zu Mitwissern.

KOSTÜME


Normale, eher dunkle Straßenkleidung mit wechselbaren Accessoires, um so auf einen gewissen gesellschaftlichen Status hinzuweisen.
Einzig sind Jedermanns Tischgesellschaften einheitlich gewandet, unterstreichen so ihre marionettenhaften Bewegungsmuster.

TECHNISCHE ANFORDERUNGEN


Durch die ausgefeilte Sprechtechnik ist eine sensible Mikrofonierung unerlässlich.
Die akustischen Vorgaben im Dom (Nachhall) werden bewusst mit in die Inszenierung eingearbeitet.
Es gibt außer dem Hologramm keinerlei farbiges Licht.

                        

MUSIK


Chorwerke, die live aufgeführt werden:

1. Lux aeterna von G. Ligeti
2. Monteverdi /Schütz
Liveband
- für die Eröffnung
- für kurze musikalische Sequenzen
- für den Übergang zur 13. Kreuzwegstation.
J.S.Bach BWV 974 2. Satz
Schlussszene ohne Text Szene Tod/Jedermann
Die Musik (1) von Ligeti ist dem Wachsen des holografischem Kreuz vorbehalten sollte aus dem Off kommen und sich flächig über die Gesamtszene legen.
Diese Musik dient auch einem Positionswechsel der Schauspieler.
Der Schütz/ Monteverdi (2) ist für die Mutter Buhlschaft und Tod vorgesehen.
Die Liveband für das kurze Opening max. 3o Sekunden
Bei Soloeinsätzen allerdings mit auf die Bühne
Schlussszene Kreuz nicht tonal !
Schluss 13.Szene Tod /Jedermann Bach evtl. Vorproduktion.



INSZENIERUNG


Außer wenigen Textkürzungen bleibt der Originaltext erhalten.

Deutlich verändert sich die Szenenabfolge und damit die Bezüge der handelnden Personen zueinander.
So tritt Jedermann in einer Doppelfunktion auf. Er ist auch zugleich der Spielführer des Ganzen.
Dreizehn Kreuzwegstationen bilden das dramaturgische Gerüst. Sie sind exakt in Wort und Gestik durchkomponiert und thematisieren die Untugenden vom alltäglichen Machtmissbrauch wie dem „Nichtzuhören“, dem „Weghören“, „Überhören“, all das kulminiert letztlich in einem diktatorischen „Machtmissbrauch“, das flehende Anliegen des in die Jahre gekommenen und doch so zeitlosen Stückes.
Je nach Thematik spielen sich alle Szenen auf mehreren großen kreisrunden Podesten ab, die sich über die gesamte Spiel-und Zuschauerfläche verteilen.
Durch die räumliche Trennung der Schauspieler auf die unterschiedlichen Spielebenen ergeben sich so ungewohnte Reize. Beispielhaft das Trinkgelage der Reichen mit den Bettlern auf weit auseinanderliegenden Plateaus. Sie werden zu einer Wortschlacht über die Köpfe der Zuschauer hinweg.

Auch kann es natürlich Personenwechsel auf den verschiedenen Spielebenen geben. Dialoge können somit über große Distanzen hinweg geführt werden und erreichen damit unmittelbar den Zuschauer.
Alle Szenen sind klar durch die Jedermann-Rufe in sich abgeschlossen. Das Mosaik wird erst langsam im Resümee zu einem Ganzen zusammengefügt. Die Inszenierung lässt sich mit einem großen Crescendo vergleichen, in dem zwingend durch Sprache, Musik und das überdimensional wachsende Kruzifix zu einer in alle Richtungen auslegbaren Botschaft verschmilzt.
Das ohrenbetäubende Finale der 12ten Station geht über in ein vierminütiges wortloses Finale.
Eine wesentliche Rolle spielt die Musik, die sich wie ein Klangteppich über die Gesamtszenen legt. Sie soll polarisieren, ausgleichen, Nachdruck verleihen.
Jedermann, der einen abgenutzten Teddybären gedankenverloren hinter sich herzieht, versucht auf seinem letzten einsamen Weg durch das Berühren aller Umstehenden einen Kontakt herzustellen. 

Doch seine tastenden Versuche lassen sein jeweiliges Gegenüber zu Stein erstarren.
Diese textlose Szene endet in einer übergeordneten Metapher, als der Tod sein Werkzeug den Jedermann gelangweilt zurücknimmt.

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